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MoZ Ausgabe 43/20 I Seite 58 aktuell ... denn wir sind von hier! ACHTUNG: Mährobotoren sind eine Gefahr für Igel Ein Facebook-Post der Niederkasselerin Judith Dahmen ging viral (red.) - Über 24 tausend Mal wurde der Post bereits geteilt – ein absoluter Rekordwert! Am 9. Oktober schrieb Judith Dahmen auf Facebook: „Bitte, BITTE klärt Eure Nachbarn auf. Ich bin es so leid. Nichtmal ein Monat nach dem Ersten. Wieder einer. Die gleichen typischen Verletzungen. Der aufgesäbelte Kopf, das abgeschnittene Bein. Ich weiß nicht, was ich noch tun kann. Ich wünschte, meine Wut würde sich ihren Weg durch meine Kehle bahnen und so laut nach draußen dringen, dass jeder in einem Kilometer Umkreis meine Stimme hört: "LASST EURE RASENROBOTER NICHT NACHTS UND NICHT IN DER DÄMMERUNG LAUFEN!!!" Aber meine Stimme ist nicht so laut, ich kann nur schreiben, immer wieder schreiben und hoffen, dass auch der letzte Roboterbesitzer endlich mitkriegt, was sein Gerät anrichtet. Als hätten die Igel nicht auch ohne den Mähroboter genug Probleme. Die Dürre der letzten 3 Jahre hat viele verdursten lassen. Die milden Winter lassen sie mehrmals aus dem Winterschlaf hoch schrecken und lebenswichtige Kraftreserven verbrauchen. Viele verhungern bis zum Frühling. Der Insektenschwund zwingt sie, statt Käfern und Spinnen vermehrt Schnecken zu fressen, über die sie sich mit dem Lungenwurm infizieren, woran sie ohne rechtzeitige menschliche Hilfe qualvoll ersticken. Immer mehr "aufgeräumte" Gärten bieten ihnen weder Nahrung noch Unterschlupf, so dass sie immer weitere Wege zurück legen müssen und immer öfter von Autos erfasst und getötet werden. Und jetzt kommt auch noch der angeblich wildtiersichere Mähroboter hinzu und schlitzt sie Einen nach dem Anderen auf. Ich bin als Tierarzthelferin den Anblick schlimmer Verletzungen gewohnt, aber ich sitze hier und weine vor Mitgefühl und vor Wut, weil das SO unnötig ist, weil das SO einfach verhindert werden könnte, wenn allen Mähroboterbesitzern bewusst wäre, was sie anrichten, wenn sie das Gerät in der Nacht oder in der Dämmerung laufen lassen. Aber es ist ihnen nicht klar, und ich kann nur eine endliche Anzahl Menschen mit meiner Aufklärung erreichen. Ich fühle mich so hilflos und müde. Ich habe meinen ganzen Garten darauf ausgerichtet, dass Igel, Vögel und Amphibien bei mir ein Refugium vorfinden. Ich kratze mein weniges Geld zusammen, um den Igeln jeden Abend genügend Futter zur Verfügung zu stellen, weil selbst der beste Naturgarten nur bedingt ausgleichen kann, dass 75% der Insekten in Deutschland ausgerottet sind. Wir haben den Wildtieren diese Notlage durch unseren rücksichtslosen Lebensstil eingebrockt, deshalb fühle ich mich in der Verantwortung zu helfen, und ich tue es gerne. Aber zu sehen, wie ein Igel nach dem Anderen amputiert und aufgeschlitzt von seinen nächtlichen Wanderungen zurück kommt, das bricht mir das Herz vor Hilflosigkeit.“ Auch die Verfasserin ist positiv überrascht über die Wirkung ihres Posts: „Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass mein Beitrag so oft geteilt werden würde, besonders weil ich ja in dem Beitrag geschrieben hatte, dass ich wünschte, ich könnte für die Igel so laut rufen, dass mich alle hören können, aber dass meine Stimme leider nicht laut genug ist. Jetzt IST sie so laut geworden, jetzt HABE ich tausende Menschen erreicht, und das gibt mir echt Hoffnung.“ q Fotos: privat


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