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P f l e g e u n d v e r s o r g u n g als Abendessen serviert“. Irgendwie spürte ich, dass Herr Müller am anderen Ende des Telefons lächelte. „Und, ist ihre Mutter dann in das Hospiz gegangen?“ fragte er. „Sie hat eingewilligt, als ich ihr von meinem Besuch erzählte. Aber dann hat sie es doch vorgezogen, in der Nacht zu sterben. Ich hatte das Glück, bei ihr zu sein, als sie friedlich einschlief. Sie hörte einfach auf zu atmen.“ Ich musste schlucken, weil mir die Erinnerung die Tränen in die Augen trieb. „Sie war immer schon ein Mensch gewesen, der möglichst viel selbst bestimmen wollte. Dafür bin ich dann an ihrer Stelle Mitglied des Hospizvereins geworden.“ „Also würden sie meiner Frau empfehlen, in das Hospiz zu gehen?“ „Ja, wenn es zu Hause nicht mehr geht“, erwiderte ich. „auch weil ich die Hospize hier in der Nähe gut kenne. Jetzt in Zeiten von Corona kann man die Hospize leider nicht vorher besichtigen, aber das Hospiz St. Klara in Troisdorf hat ein Video auf seine Homepage gestellt, in dem sich das Hospiz vorstellt. Da bekommen sie einen sehr guten Eindruck über das Haus, seine Einrichtung und seine Angebote. Ich jedenfalls habe die Unterbringung in einem Hospiz als meinen Wunsch in meiner Patientenverfügung angekreuzt für den Fall, dass ich mich dann nicht selbst äußern kann.“ Herr Müller am anderen Ende der Leitung überlegte. „Meine Bedenken gegen das Hospiz haben sie ja weitgehend zerstreut. Aber ich weiß noch nicht, wie ich das meiner Frau erklären soll.“ „Ich komme auch gerne zu ihnen nach Hause und spreche mit ihnen und ihrer Frau darüber, wenn sie das wünschen. Und vielleicht gibt es ja auch die Möglichkeit, dass eine unserer ehrenamtlichen ambulanten Begleiterinnen oder Begleiter sie zu Hause noch eine Zeitlang entlastet. Die Hospizbewegung hat sich ja in den letzten 50 Jahren weltweit ausgebreitet, und auch in Deutschland gibt es inzwischen nicht nur stationäre Hospize, sondern auch wie hier im Rhein-Sieg-Kreis in fast jedem Ort einen ambulanten Hospizvereine wie bei uns in Niederkassel. Denn die meisten Menschen wünschen sich halt - wie ihre Frau - so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben zu können. Unsere Ehrenamtlichen betreuen die Menschen wie früher die Nachbarschaften zu Hause oder, wenn sie in einem Heim wohnen, auch dort. Wir arbeiten zusammen mit Palliativärzten und Palliativ Pflegediensten, die sich auf die ambulante medizinische Betreuung Schwerstkranker und Sterbender spezialisiert haben. Wir als Hospizverein kümmern uns vor allem um die seelischen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse. Alle zusammen wollen wir erreichen, dass die Menschen, die das möchten, so lange wie möglich zu Hause bleiben oder sogar dort sterben können“. „Ich weiß“, antwortete Herr Müller, „und das machen sie sogar unentgeltlich. Das habe ich in einem ihrer Berichte in der Montagszeitung gelesen. Doch jetzt spreche ich es einmal mit meiner Frau. Vielleicht ist sie ja einverstanden damit, dass sie uns mal zu Hause besuchen. Mir hat das Telefonat mit ihnen jedenfalls gezeigt, dass meine Frau und ich nicht allein mit unseren Sorgen und Nöten stehen. Und dafür danke ich ihnen sehr.“ „Das freut mich“, strahlte ich am Telefon. „Und sagen Sie bitte Ihrer Frau, ich käme sehr gerne.“ „Das werde ich“, versicherte Herr Müller und verabschiedete sich. › Selbstbestimmt leben bis zuletzt › Sein Leben in Würde vollenden › Der Trauer Zeit und Raum geben Liebe Menschen in Niederkassel, zuverlässige Hilfe zu erhalten, liebevoll begleitet zu werden bei schwerster Krankheit oder wenn das Ende naht, in der Trauer Unterstützung zu erfahren – dazu reichen wir vom Hospizverein Ihnen herzlich und kompetent die Hand. Wir beraten und unterstützen Sie und Ihre Angehörigen in seelischen Fragen und bei praktischen Aufgaben. Alle unsere Dienste sind kostenfrei und allen Menschen zugänglich. Als ambulanter Hospizverein kommen wir zu Ihnen. q Telefon 02208 - 921 1449 www.hospiz-niederkassel.de


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