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MoZ politik Ausgabe 38/20 I Seite 12 ... denn wir sind von hier! Niederkassel hat gewählt - CDU verliert absolute Mehrheit – starke Gewinne für BN90/Die Grünen Von Dieter Hombach Nach sechs Wochen intensivem Wahlkampf, oft über Social Media, mit Haustürgesprächen und direkter Wähleransprache an Pavillons vor Einkaufszentren, haben die Bürger ihre Wahl getroffen und damit für einige überraschende Ergebnisse gesorgt. So verlor die CDU in Niederkassel ihre absolute Mehrheit im Rat, wo hingegen BN90/Die Grünen ihren Stimmenanteil verdoppeln konnten und erstmals ein Direktmandat holten. Der Bürgermeisterkandidat der SPD, Matthias Großgarten, fuhr mit fast 34 % ein überraschend gutes Ergebnis ein, hatte jedoch gegen den Amtsinhaber Stephan Vehreschild keine Chance, denn dieser gewann mit 58 % der Stimmen klar die Wahl und wird für weitere fünf Jahre an der Spitze der Verwaltung stehen. Die Christdemokraten könnten trotz ihrer Verluste theoretisch mit jeder der drei Parteien eine Koalition eingehen und somit weiter die Geschicke der Stadt bestimmen. Am wahrscheinlichsten dürfte eine Übereinkunft mit der FDP sein, auch wenn eine Koalition im Stadtrat nicht vorgeschrieben ist. Die CDU hat im zukünftigen Stadtrat 18 Ratsmandate, die SPD 9, die Grünen 8, die FDP 3 sowie Linke und AfD jeweils 1 Mandat. Stimmen zur Wahl: MOZ: Wie schätzen Sie ihr Wahlergebnis ein? Vehreschild: Ich bin überrascht und sehr sehr zufrieden mit meinem Wahlergebnis. Wenn man sich mal in den anderen Städten und Kommunen um uns herum umschaut, wo CDU-Bürgermeister in die Stichwahl müssen oder die Wiederwahl glatt verloren haben, dann bekommt mein Wahlergebnis von über 58 Prozent einen besonderen Stellenwert. Ich kann also nicht alles verkehrt gemacht haben. MOZ: Der Bürgermeister hat die absolute Mehrheit der Stimmen bekommen, die CDU hat in Niederkassel aber ihre absolute Mehrheit verloren. Woran hat es gelegen? Vehreschild: Wir haben zwar die absolute Mehrheit verloren, liegen aber deutlich über dem Landestrend und haben in Niederkassel mehr Stimmen als Grüne und SPD zusammen. Es war ein inhaltlich sehr schwerer Wahlkampf mit vielen verschiedenen Themenfeldern, die wir nicht alle überzeugend besetzen konnten. MOZ:Was sind die Ziele für die nächsten 5 Jahre? Vehreschild: Wir werden erfolgreich und kontinuierlich wie bisher weiterarbeiten. Es gibt viele große Projekte, die wir gemeinsam angehen müssen. Dazu gehören u.a. der Bau des Schulzentrums Nord, die Errichtung von Schulmensen und Kitas, aber auch die Digitalisierung. Jetzt müssen auch einmal andere die Verantwortung mitübernehmen und nicht immer nur fordern, sondern auch sagen, wie das finanziert werden soll. MOZ:Wie sieht es mit einer Koalition von CDU und FDP aus. Zusammen hätten sie mit 21 Sitzen die absolute Mehrheit im Rat? Vehreschild: Darüber zu sprechen ist noch zu früh. Dies ist die Aufgabe des Fraktionsvorsitzenden. Wir werden aber mit allen drei Parteien reden und dann sondieren. Matthias Großgarten (SPD): Ich habe mich sehr gefreut. Neun Prozent Zugewinn für den SPD BM-Kandidaten stimmen mich positiv und glücklich. Habe sogar in einem Wahlkreis in Lülsdorf gegen den BM gewonnen. Es ist super, dass wir zweitstärkste Kraft geworden sind, aber bitter, dass ein Ratsmandat verloren gegangen ist. Wir haben in Niederkassel einen guten Wahlkampf gemacht und sind mit einem blauen Auge, wenn man die landesweiten Ergebnisse betrachtet, davon gekommen. Anette Wickel (FDP): Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Kommunalwahl, denn wir haben die absolute Mehrheit der CDU gebrochen. Für mich als Bürgermeisterkandidatin sind die acht Prozent der Stimmen, ich bin zum ersten Mal angetreten, ein Achtungserfolg und mit unseren drei Ratsmandaten können wir auch zufrieden sein. Wir werden uns in dieser Woche mit der Fraktion zusammensetzen und das weitere Vorgehen besprechen. Tanja Schulten (Bündnis 90/Die Grünen): Unser Wähleranteil hat sich mit 21,6 % mehr als verdoppelt und liegt weit über dem Landesdurchschnitt der Grünen bei dieser Wahl. Zum ersten Mal konnten wir eines der Direktmandate erringen, die sonst immer an die CDU gingen. Das hat es in Niederkassel bisher noch nicht gegeben. Und das sogar fast ohne Wahlplakate! Das zeigt deutlich, dass es sich lohnt, für unsere Positionen gegen Autobahn-Rheinquerung, für die Stadtbahn und für eine konstruktive planerische Entwicklung des Evonik-Standortes zu kämpfen! Marcus Kitz Fraktionsvorsitzender (CDU): Der bundespolitische Trend sprach gegen uns und für die Grünen. Wir hatten mit solch einem Wahlergebnis gerechnet. So mussten wir im Norden wegen der Rheinquerung „Federn lassen“. Trotzdem bleibt Niederkassel für die CDU eine sichere Bank. Wir werden nun einen Fraktionsvorstand wählen und dann mit allen drei Parteien Gespräche führen. Dabei müssen wir ausloten, wo es Gemeinsamkeiten gibt und wo Gegensätze herrschen. Daher ist es für eine Prognose noch zu früh und wir haben dazu ja auch noch bis zur konstituierenden Sitzung des Rates am 4. November Zeit. q BM Stephan Vehreschild steht nach seiner Wiederwahl für weitere fünf Jahre an der Spitze der Stadtverwaltung


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