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Montagszeitung_KW3017

MoZ ... denn wir sind von hier! Seite 39 I Ausgabe 30/17 aktuell Ein Radschlepper auf dem Rhein (Quelle Wilfried Korten) St. Barbara 1899 Spät des Herbstes kurze Tage, nahe schon dem Winter stehen, ihm stellen sie die Frage, ob bald es wird geschehen. Kein Gewerk den Sonntag stört, ruhen soll des Fischers Hand ; der Tag heute Gott gehört, am Kreuz an der Wand. Der Montag St. Barbara heißt, ihm die Nacht geht vor, wach bleibt des Fischers Geist, dem Winde lauscht sein Ohr. Als im Osten wird gesichtet, rot des Tages erste Stunde; hat das Dunkel sich gelichtet, auch hier im Wiesengrunde. Vier Fischer jung sich Grüßen, ein Gebet blieb nicht aus, den Rhein zu ihren Füssen, auf dem die Wellen kraus. Sie lösten des Nachens Leine, der am Ufer fest gebunden; jeder tat geübt das Seine, am Platz den er gefunden. Dem Salm galt ihr Begehren, lohnen soll sich der Fang, keiner braucht sie zu lehren; Fischen machte sie nicht bang. Wo zum Rhein sich wendet, die Sieg im schnellen Lauf , da wo ihr Name endet; zogen Salme oft zuhauf. Nahe folgten sie den Schiffen, die hoch fuhren den Rhein. Von den Fischern auch begriffen die zur Stelle wollten sein. Stählern ein Schleppschiff naht, dampfend teilt es die Fluten; an Seilen gedreht aus Draht folgten Kähne die sonst ruhten. Was geübt führt zum Gelingen, auch heute sie so dachten; mit Mut wollten sie bezwingen, die Gefahr auch nicht verachten Schäumend groß die Räderkraft, im Unheil bricht das Glück, drehend sie den Nachen rafft, keiner hält sie mehr zurück. Berstend lösen sich die Planken, der Tot dem Leben droht. Das Stehen wird zu Wanken macht größer noch die Not. Klageruf und Hilfeschrei, vom Schaufelrad übertönt; versinken von den Fischern drei, lebend noch der vierte stöhnt. Vom Nachen eine Planke blieb, nach der er konnte greifen; auf der er dann trieb, um noch Kleidung abzustreifen! Eisig in des Wassers Kälte, schwamm er dem Ufer zu. Die Zeit nur Minuten zählte, sie lies ihm keine Ruh. Er hörte seines Herzens Pochen, spürte seiner Kräfte stummes weichen. Bedachte was heilig er versprochen, wenn sie zum Ufer reichen. Rasch ihm die Gedanken schwanden, erloschen schien des Lebensgeist; endlich seine Füße Boden fanden, er mit Namen Josef heißt. Herbert Engels 01.12.2015 kamen sie mit ihrem Nachen einem flussabwärts fahrenden Raddampferschleppschiff zu nahe. Ihr Nachen wurde erfasst und gemeinsam mit ihnen in die Tiefe gerissen. Dabei kamen drei von ihnen ums Leben: Hermann Engels, Johann Liermann und Theodor Kuth. Josef Engels konnte sich retten und erreichte schwimmend das Ufer. In seiner Not legte er ein Gelübde ab und versprach: "Wenn ich hier lebend heraus komme, trete ich in ein Kloster ein". In Limburg an der Lahn trat Engels in den Pallotinerorden ein und legte am 24. Juni 1905 die ewige Profeß ab. Am 10. Juli kam er nach Wauwatosa bei Milwaukee (USA). Er starb mit 47 Jahren am 15. November 1922 an den Folgen einer Blinddarmoperation. Die Montagszeitung bringt in unregelmäßigen Abständen Gedichte aus der Feder von Herbert Engels, in der sich Ereignisse und Begebenheiten der hiesigen Region widerspiegeln. q


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