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Montagszeitung_KW2819

Vor acht Jahren ist zuerst mein Vater an Krebs erkrankt und bald darauf auf der Palliativstation in Troisdorf gestorben; acht Monate später folgte ihm meine Mutter, indem sie Zuhause friedlich einschlief. Ich war bei beiden dabei und wusste überhaupt nicht, wie mit dem Sterben umgehen. Ich fühlte mich hilflos und schwach. Die Atmosphäre und der menschliche Umgang auf der Palliativstation haben mir sehr geholfen, mich tief beeindruckt und nicht zuletzt dazu geführt, mich mit dem Thema ‚würdiges Sterben‘ auseinanderzusetzen. Es hat jedoch noch ein paar Jahre gebraucht, bis ich auf unseren Niederkasseler Hospizverein zugehen konnte; ich lebe ja nun mal in Rheidt und nicht in Troisdorf. (Gedanke: Wieso haben wir eigentlich in Niederkassel kein stationäres Hospiz?) Erst dachte ich einfach nur an eine Spende meinerseits oder eine Fördermitgliedschaft; ich hatte mit dem Rauchen aufgehört und wollte die gesparten “Märker” hier sinnvoll verschenken. Nachdem ich dann aber erleben konnte, mit welchem Einsatz, mit welcher Liebe und Mitgefühl hier der Hospizgedankt gelebt wird, habe auch ich mich entschlossen, ehrenamtlich tätig zu werden und einen Befähigungskurs zur Sterbebegleiterin zu besuchen. Dieser ist nun, nach einem intensiven halben Jahr, zu Ende gegangen. Wir haben viel gelernt, gelacht, geweint, und diskutiert. Nun bin ich bereit für mein neues Ehrenamt. q MoZ ... denn wir sind von hier! Seite 61 I Ausgabe 28/19 › Selbstbestimmt leben bis zuletzt › Sein Leben in Würde vollenden › Der Trauer Zeit und Raum geben Liebe Menschen in Niederkassel, zuverlässige Hilfe zu erhalten, liebevoll begleitet zu werden bei schwerster Krankheit oder wenn das Ende naht, in der Trauer Unterstützung zu erfahren – dazu reichen wir vom Hospizverein Ihnen herzlich und kompetent die Hand. Wir beraten und unterstützen Sie und Ihre Angehörigen in seelischen Fragen und bei praktischen Aufgaben. Alle unsere Dienste sind kostenfrei und allen Menschen zugänglich. Als ambulanter Hospizverein kommen wir zu Ihnen. Telefon 02208 - 921 1449 www.hospiz-niederkassel.de KZ auch mal Freude, Lachen und Gemeinschaft mit einem Menschen erleben und versprach sich: Jeden Tag einem Mithäftling einen neuen Witz zu erzählen. Dies gab ihm Lebenssinn, hat im die Kraft gegeben die unmenschlichen Qualen zu ertragen. Aus diesem Eigenerleben ist die Logotherapie entstanden. Der Glaube, dass alle Menschen einen Lebenssinn in sich tragen, auch wenn er verborgen ist. Für Frankl gibt es keine Lebenssituation, die sich nicht in Lebenssinn umformen lässt. Das ist für mich ein aufregender, aber auch tröstlicher Gedanke. Wenn ich jetzt an meine bevorstehende 1. Begegnung mit einem Sterbenden denke, habe ich einen Rucksack an gutem Ausbildungswissen und Selbsterkenntnissen, was mir eine gewisse Sicherheit gibt, spüre zugleich eine gewisse Aufregung vor dem Neuen und auch ganz viel Freude..... zum Leben, zur Würde, zum Menschsein beizutragen. Und sollte ich mit meinem "Latein" mal am Ende sein, weiß ich, ich bin nicht alleine auf dem Sterbegleitungsweg. So treffen wir uns alle 6 Wochen zum Austausch, haben bei Problemen die Telefonnr. unserer Ausbilder und die Möglichkeit zur Supervision. Zum Schluss ein ausdrückliches Dankeschön an unsere Ausbilder. Wir haben an allen Abenden eine klare und gute Struktur der Inhalte erlebt, die durch den geschickten Wechsel zwischen Vortrag, Kleingruppen- und Großgruppenarbeit immer lebendig war und durch die ein besonderer Geist wehte: Ein Geist von Wertschätzung und Akzeptanz für jeden Einzelnen in der Gruppe: Ich darf so sein, wie ich gerade bin. q Gedanken von Marion Miesen Sterbebegleiterin im Hospizverein Niederkassel


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