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Montagszeitung_KW2819

MoZ familie Ausgabe 28/19 I Seite 60 ... denn wir sind von hier! Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und hilft zu leben" - Über die Ausbildung zum Sterbebegleiter in Niederkassel Zuwachs im Hospizverein: 17 neue SterbebegleiterInnen beendeten am 4. Juli 2019 die Ausbildung Von Christoph Hannay Angeregt von einem Artikel in der Montagszeitung, der mutige Männer für den Hospizverein Niederkassel sucht, habe ich mich Anfang dieses Jahres entschieden, die Ausbildung in Sterbegleitung mitzumachen. Als ehemaliger Sonderschullehrer suchte ich nach einer Herausforderung, die mich bewusster, achtsamer und dankbarer mit dem Leben in Verbindung bringt. Die Ausbildungsgruppe bestand aus 20 Teilnehmern - nicht nur aus dem sozialen Berufsfeld, ( z.B. ein Banker, ein Uhrmacher, eine Polizistin..... ),die sich für ein halbes Jahr einmal in der Woche trafen. Die anfänglichen Berührungsängste in der Gruppe wurden uns durch die herzliche Atmosphäre und die sehr kompetenten und achtsamen Ausbilder schnell genommen. Ich möchte im Folgenden auf einige Inhalte eingehen. Wir haben uns mit Trauer und Sterbephasen beschäftigt und uns auch mit der eigenen Trauer auseinandergesetzt, Trauer um verstorbene liebgewordene Menschen, Freunde oder Verwandte. Dabei haben wir erkannt, dass es so unterschiedliche Formen wie Menschen gibt, die Phasen nicht linear verlaufen, und jeder seine Trauerzeit braucht. Es gibt im Trauer- und Sterbeprozess kein "Richtig" und kein "Falsch". Durch diese Arbeit sind wir uns in der Gruppe sehr nahe gekommen und haben Aspekte unserer Persönlichkeit besser kennen gelernt und unsere Stärken und Schwächen wahrgenommen. In Rollenspielen haben wir uns in Empathie und genauer Wahrnehmung geübt. So haben wir z.B. einem nicht sprechenden Menschen im Rollstuhl Essen angereicht und danach die Rollen getauscht und über unsere Gefühle gesprochen. Das war ein sehr nachdrückliches Erlebnis, weil es doch nicht immer leicht ist, die Körpersprache richtig zu deuten. Wir haben im Konfliktmanagement gehört, hilfreiche Strategien einzusetzen z.B. "Nicht auf jedes Pferd emotional auf zuspringen"," Wenn's mal ruckelt oder wenn man sich besonders ärgert, erst mal beobachten, ohne sofort zu reagieren. Wir haben im "Aktiven Zuhören" erfahren, wie wichtig es ist, hinter den Mitteilungen zu hören, was der Andere gerade fühlt und was er braucht; und wir haben erkannt, dass es notwendig sein kann, auch Grenzen zu setzen. So kann man die Bitte eines Sterbenden umgelagert zu werden, verstehen, und dennoch ablehnen mit dem Hinweis: Warten Sie bitte, ich rufe für Sie das Pflegepersonal." Wir haben verschiedene Institutionen wie Altenheim, Bestattungsunternehmen und Hospiz aufgesucht und dadurch tiefere Einblicke in Struktur und Problemsituationen bekommen. Besonders beeindruckend fand ich den Abend über das Leitbild: Die Würde des sterbenden Menschen ist unantastbar. Als Sterbebegleiter helfe ich dem Sterbenden selbstbestimmt bis zuletzt zu leben, sein Leben in Würde zu vollenden und ihm und seinen Angehörigen Zeit und Raum zu geben für die Trauer. Der Sterbende ist mein Lehrer, er steht vorne, ich bin Schüler, ich stehe in der 2. Reihe. Tief berührt hat mich die Auseinandersetzung mit dem Lebenssinn eine Frage, die sich Menschen im Sterbeprozess häufig stellen. Welchen Sinn gab und gebe ich meinem Leben? Wir haben einen dazu sehr beeindruckenden Film über den Psychotherapeuten Viktor Frankl gesehen, den Begründer der Logotherapie. Er, der 4 Konzentrationslager überlebte, hatte sich selbst psychisch retten können, indem er mit seinem Herzen erkannte: Ich möchte hier im


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