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Montagszeitung_KW1920

MoZ ... denn wir sind von hier! Seite 45 I Ausgabe 19/20 familie über den Zeitpunkt der Verabschiedung, die zur Trauerbewältigung wichtig ist, kann für die Angehörigen zusätzlichen seelischen Stress bedeuten. GM: Neben den Schließungen von Trauerhallen und Kirchen gehört auch der Verzicht auf einen Kaffee zu den Einschränkungen. Daher empfehlen wir unseren Kunden ein Zusammentreffen nach Lockerungen der Beschränkungen, wenn z.B. ein Sechswochenamt abgehalten wird. MOZ: Haben Sie ein aktuelles Beispiel? GM: Hier können wir von einem Verstorbenen (nicht in Niederkassel) berichten, der Mitte März verstarb und dessen Tochter im Ausland lebt. Sie hat das Problem nach Deutschland einzureisen und wieder zurück zu kommen. Fast alle Länder haben Einreisebeschränkungen und Quarantänevorschriften für Einreisende. Hier ist die Beisetzung erst einmal auf unbestimmte Zeit zurückgestellt! MOZ: Die Vielfalt Abschied zu nehmen ist also sehr eingeschränkt? DS: Aus der schwierigen Lage haben sich auch schon einige wirklich kreative Ideen von Angehörigen ergeben. So haben wir auf Wunsch beispielsweise Trauerreden per Video aufgezeichnet und den Angehörigen, die nicht zur Beerdigung kommen konnten, zukommen lassen. Seit Jahren machen wir Fotos von der Dekoration, den Blumen, dem Sarg oder der Urne und lassen diese den Angehörigen zukommen. Gerade in der aktuellen Lage lassen viele die Fotos für Verwandte und Freunde, die nicht anwesend sein konnten, vervielfältigen. Bei einem Fall wurden die Trauergäste eingeladen, das letzte Geleit mit einem Licht-Symbol zu vollziehen, das heißt, jeder der gerne gekommen wäre, konnte vor der Beerdigung eine Kerze auf dem Grab abstellen und so gedanklich und symbolisch anwesend sein. Das dabei entstehende Lichtermeer kann auch ein großer Trost für die anwesenden engsten Angehörigen sein. Anstelle von Kerzen könnte man beispielsweise auch einzelne Blumen auf dem Grab ablegen, so dass ein Blumenteppich entsteht. Wir sind sehr gespannt und freuen uns auf weitere kreative und individuelle Ideen. MOZ: Auch in Niederkassel gibt es Corona-Tote. Hat einer von Ihnen diese Bestattung durchgeführt? Wie nahe geht Ihnen das? GM: Bis heute hatten wir zwei Verstorbene, die mit Corona infiziert waren. Das waren jedoch Sterbefälle in Bonn und Köln. Trotz dieser widrigen Umstände heißt es kühlen Kopf zu bewahren und mit aller Professionalität sich der Aufgabe zu stellen. Auch in so einem Fall steht die Achtung und Würde des Verstorben bei uns ganz oben! DS: Aktuell hatten wir bisher einen Verstorbenen, der mit Corona infiziert war. Das ist tragisch, aber gleichzeitig sind wir sind sehr froh und erleichtert, dass es nicht mehr sind und hoffen, das bleibt auch so. Aufgrund der verheerenden Nachrichten aus Italien, Spanien und Frankreich hatten wir Schlimmeres befürchtet. MOZ: Lieben Sie Ihren Beruf? Wie wirkt sich der Beruf auf Ihr Privatleben aus? GM: Der Beruf des Bestatters ist für mich, meine Familie und Angestellten eine Herzensangelegenheit. Das heißt wir freuen uns, Trauernden herzlich und zuvorkommend behilflich zu sein. Wir sind persönlich bemüht, das Geschäftliche nicht mit ins Private zu nehmen. Wir sind aber auch nur Menschen, denen manch persönliche Tragödie nahe geht. DS: Mir gefallen auch die immer wieder neuen Herausforderungen, die der Beruf mit sich bringt, denn jeder Sterbefall ist anders so wie jeder Mensch individuell und jede Familie unterschiedlich ist. Es ist mir sehr wichtig, dass jeder Kunde zu 100% mit unseren Leistungen zufrieden ist und wir möchten im besten Fall die Erwartungen übertreffen. Diese Einstellung wurde mir von meinen Eltern vermittelt, die das Geschäft lange Jahre sehr erfolgreich geführt haben. Das Privatleben leidet insofern ein bisschen darunter, dass der Beruf sehr zeitaufwändig und zeitlich unberechenbar ist, denn man ist 24 Stunden an 7 Tagen die Woche an 365 Tagen im Jahr erreichbar. Freizeit ist für mich also Luxus, den ich mir jedoch mit Hilfe meines tollen Teams an Mitarbeitern ab und zu gerne gönne. MOZ:Wir danken Guido Mondorf und Dirk Schallenberg für das Gespräch. q *# &#( $ # #%) +/-).).5/3,1)2)/-/- !# 20425* (#3 # '# " (.1)/-/-#.1)--# $*( ** ) $&! & #& ' ),'+*+* !&" & $"&! & !' & % # "' ( &+*+*


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