Page 44

Montagszeitung_KW1920

MoZ Ausgabe 19/20 I Seite 44 familie ... denn wir sind von hier! Abschied nehmen mit Corona MOZ im Interview mit Bestattern aus Niederkassel (msp) - Viele empfinden diese Zeit mit Corona als schwierig. Wieviel schwerer wird es erst, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Die Montagszeitung traf Guido Mondorf und Dirk Schallenberg zum Interview. Beide Bestatter haben viel Arbeit, und wir haben das Gespräch ohne persönlichen Kontakt geführt. Guido Mondorf Dirk Schallenberg MOZ: Herr Mondorf, im Vorgespräch sagten Sie, dass Sie wenig Zeit haben. Liegt das an Corona? GM: Nein, das liegt nicht an Corona. Die gegenwärtige Anzahl an Verstorbenen ist jedoch relativ hoch. Zur Durchführung einer Bestattung gehören auch die Amtswege zu unserem Aufgabenfeld. Das ist aber durch die Schließung der Standes- und Friedhofsämter mit längeren Wartezeiten verbunden und dadurch können wir das nicht so schnell abarbeiten, wie wir das gewohnt sind. MOZ: Seit dem Gründungsjahr 1902, bei Ihnen Herr Mondorf, und 1903 bei Bestattungen Schallenberg als Familienunternehmen, hat sich da nicht eh schon viel verändert? Vom Handwerker, zum Berater und Trauerbegeleiter? Gibt es nun noch mal eine starke berufliche Veränderung durch Corona? DS: Der Beruf hat sich tatsächlich sehr verändert im Laufe der Zeit. Die Vielfalt an Dienstleistungen, die wir erbringen, wird immer größer und die Bestattungskultur ist im ständigen Wandel. Corona bringt ebenfalls Veränderungen und neue Herausforderungen mit sich, zum Beispiel können aktuell keine Trauerfeiern in Kirchen oder Trauerhallen stattfinden, Beerdigungen finden nur im engen Kreis statt und Angehörige können nur zu zweit zum Beratungsgespräch kommen. Eine Verabschiedung am offenen Sarg ist bei nachgewiesenen Corona Fällen oder Corona-Verdachtsfällen ebenfalls nicht möglich. Diese Veränderungen bestehen jedoch hoffentlich nur kurzzeitig und werden bald der Vergangenheit angehören. Glücklicherweise haben wir seit Beginn der Corona-Einschränkungen bis jetzt fast ausnahmslos gutes Wetter, so dass die Beerdigungszeremonien unter freiem Himmel von den meisten Kunden positiv wahrgenommen werden. MOZ: Wie genau wirken sich die neuen Hygienebestimmungen auf Ihren Beruf aus? Spüren die Hinterbliebenen, neben der Trauer, ein ängstliches Gefühl, wenn Sie mit Maske in die privaten Räume kommen oder die Distanz von zwei Metern, die auch sehr befremdlich sein kann? GM: Da wir unsere Kunden, aber auch uns selbst schützen müssen, sind die Maskenpflicht und die einzuhaltende Mindestentfernung leider unverzichtbar. Dafür haben unsere Auftraggeber auch ausnahmslos Verständnis. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle bedanken. Ansonsten wird die persönliche Nähe bei uns großgeschrieben, um dem Kunden das Gefühl der Geborgenheit zu geben. DS: Sollte es sich um einen infektiösen Verstorbenen handeln, erkennen wir dies aus dem vom Arzt ausgestellten Totenschein, der sich beim Verstorbenen befindet. Für diese Fälle haben wir spezielle Schutzausrüstungen zu unserem eigenen Schutz immer dabei. MOZ: Beerdigungen samt Kaffee sind streng reguliert. Was schlagen Sie den Hinterbliebenen vor? Werden größere Verabschiedungen zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt, wenn die Corona-Bestimmungen gelockert werden? Was macht das mit den Trauernden? DS: Das Bestattungsgesetz NRW schreibt vor, dass Erdbestattungen innerhalb von zehn Tagen und Urnenbeisetzungen innerhalb von sechs Wochen erfolgen müssen. Eine Überschreitung dieser Frist muss immer vom jeweiligen Ordnungsamt genehmigt werden. Wir empfehlen unseren Kunden nicht, die Beisetzung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, da wir nicht wissen, wann denn der „spätere Zeitpunkt“ sein wird. Diese Ungewissheit Ein kleiner Lichtblick im Dunkeln. Der letzte Weg in Liebe gestaltet.


Montagszeitung_KW1920
To see the actual publication please follow the link above