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Montagszeitung_KW1720

Leserbrief chen Risiken einer EO-Anlage durch 120 Arbeitsplätze nicht aufgewogen werden könnten. Allerdings wurde nicht dargestellt, wie es zu dieser Bewertung kam. Es sind beileibe nicht alle Mitarbeiter des Werkes 58 Jahre alt, die dann mit 65 in den wohlverdienten Ruhestand treten können. Ich habe den Eindruck, dass hier ca 120-200 zusätzliche Arbeitsplätze tatsächlich im rechten Moment kommen könnten. „Arbeitsplätze“ sind auch ein sehr hohes Gut und liefern die finanzielle Basis für jede Familie und jeden Haushalt. Ich möchte betonen: Es muss sehr wohl einen Abwägungsprozess geben, zu dem auch eine öffentliche Diskussion wie in der „Montagszeitung“ und auf den Webseiten der Bürgervereine gehört, aber das Schaffen von Verdienstmöglichkeiten, sollte nicht lapidar mit den Schlagworten „ungebrochener Wachstumsfixierung“ und „wahnhafter Selbstüberschätzung“ abgetan werden. Ein differenzierteres Bild erlauben m.E. Analysen der lokalen Arbeitsplatzsituation (wie u.a. auch schon in dieser Zeitung, Ausgabe 12/20, S. 10 im Ansatz zu finden), um zu einer sozio-ökonomischen Bewertung zu gelangen. Es wurde auch immer wieder das Argument vorgebracht, dass es doch möglich sein müsse, im Werk Lülsdorf eine „gefahrenlose Produktion anzusiedeln“. Hier kann ich verbindlich sagen, das ist sehr leichthin gesagt! Für das Werk war es seit mindestens 2005 Chefsache, aktiv für neue Ansiedlungen zu werben. Über viele Jahre hat sich aber immer wieder gezeigt, wie schwer es ist, überhaupt zusätzliche Produkte zu etablieren, die in die Strukturen des Werkes passen und für die es einen Markt gibt! Bisher habe ich hier laut über Risiken, Risikoeinschätzung und Risikowahrnehmung nachgedacht. Beim dem Thema Lärm gilt für mich persönlich als sicher: Auch bei der Verwendung der besten lärmgedämmten Apparate und Erstellung von Lärmgutachten gehe ich fest davon aus, dass das Lärmaufkommen größer werden wird. Ich habe das Vertrauen, dass alle „echten Gefahren“ mit Umsicht, Erfahrung und bester verfügbarer Technik, mit einem (für mich) tragbar kleinem Risiko beherrscht werden können (wenn entsprechend agiert wird). Bei dem Thema „Lärm“ habe ich diese Zuversicht und das Vertrauen zurzeit tatsächlich nicht. Lärm - so „popelig“ es klingt, liegt mir am meisten im Magen. In Hinblick auf so große Themen wie „eine halbe Milliarde Investment“, „Arbeitsplatzdiskussionen“, „Risikoabwägungen“, „wirtschaftliche Weiterentwicklung der Region“ - ist da „ein wenig Lauter“ nicht ein zu kleinkarierter Grund, dem Vorhaben skeptisch gegenüber zu stehen?? Bisher kann ich persönlich auch überhaupt noch nicht einschätzen, wie stark eine grundsätzliche „Sicherheitsdenke“ - wie ich dies von der EVONIK kenne- und die Grundsätze von ResponsibleCare bei PCC verankert sind. Wie hoch ist die Bereitschaft der noch recht jungen Firma (nach eigener Information gegr. 1993) im Zweifel für „etwas höher, etwas dicker, etwas besser“ Geld auszugeben? Sehr viele Fragen bleiben zu diesem Thema im Moment noch offen. Viele Fragen werden sich noch auftun, wenn zusätzliche Informationen vorliegen. Aber auch wenn der Kopf beruhigter sein sollte, bleibt bestimmt zumindest ein „mulmiges Gefühl“ übrig. In welche Richtung sich dieses „mulmige Gefühl“ dann entwickelt, wird m.E. sehr stark davon abhängen, wie intensiv, engagiert und transparent die PCC-Gruppe damit umgeht, uns allen das Gefühl zu geben, dass das Werk Lülsdorf nicht nur produktionstechnisch der optimale Standort ist. Ich freue mich schon auf weitere Leserbriefe in der „Montagszeitung“ und Meinungsäußerungen bei den lokalen Bürgervereinen zu diesem Thema, die ich im übrigen als lokale Meinungs-/Informationsforen noch mehr zu schätzen gelernt habe. gez. Christoph Krösche, Niederkassel, April 2020 MoZ ... denn wir sind von hier! Seite 31 I Ausgabe 17/20 aktuell Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserzuschriften sinnwarend zu kürzen. Anonyme Zuschriften werden nicht veröffentlicht. Es besteht kein Anspruch auf Abdruck


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