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Montagszeitung_KW5020

Thema: Stellungnahme der Bürgerinitiative gegen EO zum offenen Brief der Firma PCC Leserbrief Ich wohne nicht weit vom Werkszaun und empfinde es schon als unverschämt, wenn PCC uns in ihrem offenen Brief als Nachbar anspricht und dabei unbestreitbare Risiken für die Anwohner klein redet. Auch bei den höchsten Sicherheitsstandards und der modernsten Technik kann keine vollständige Sicherheit garantiert werden, wie die zahlreichen Unglücke um EO in der Vergangenheit zeigen und zahlreiche unabhängige Quellen bestätigen. Diese Tatsachen abzustreiten und eine sachliche Kommunikation zu fordern, ist schon absurd. Gute Nachbarn beantworten auch Fragen und sind transparent gegenüber ihrem Vorhaben neben dem eigenen Garten, PCC hält es aber seit Monaten noch nicht mal für nötig, auf Anfragen über die auf der Projektseite angegebene E-mail zu reagieren. Da hilft auch kein offener Brief mit Schöngerede und wenig inhaltlichen Neuigkeiten – Dieses Unternehmen erscheint höchst unseriös und weckt kein Vertrauen, so etwas möchte ich nicht in meiner Nachbarschaft haben. Wie heißt es so schön, Gleich und Gleich gesellt sich gern – also bauen Sie Ihre EO-Anlage gerne neben Ihrem eigenen Privatgrundstück. GEZ. Bernhard Becker Thema: PCC ist nicht mein Nachbar, und wird es hoffentlich auch niemals werden Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserzuschriften sinnwarend zu kürzen. Anonyme Zuschriften werden nicht veröffentlicht. Es besteht kein Anspruch auf Abdruck In machPuls sowie in der letzten Ausgabe der Montagszeitung vom 5.12.2020 fordert PCC in einem offenen Brief eine sachliche Diskussion, ignoriert dabei aber wiederholt wichtige Tatsachen. So spricht PCC von geringfügigen Störfällen in den zur Zeit in Deutschland betriebenen Anlagen, verschweigt dabei aber vollends die zum Teil fatalen Industrieunglücke in 5 von insgesamt 12 Anlagen in ganz Europa bei gleich hohen Sicherheitsstandards auf der Grundlage europäischer Gesetzgebung. Der Studie der wissenschaftlichen Dienste des Bundestages „Zum Gefahrenpotential von Ethylenoxid“ wird widersprochen, indem Inhalte falsch interpretiert werden. Die wissenschaftlichen Dienste bestätigen sehr eindeutig die gesundheitlichen Risiken durch mögliche Explosionen und der Emission von EO, eine emissionsfreie EO-Produktion ist entgegen der Aussagen von PCC technisch überhaupt nicht möglich, wie die BI von unabhängigen Ingenieuren in Erfahrung bringen konnte. Die schlechte Datenlage aus Langzeitstudien zur Bestimmung verlässlicher Grenzwerte belegt zudem in keiner Weise eine unbedenkliche gesundheitliche Beeinträchtigung der Anwohner. PCC spricht von einem Beitrag zum Umweltund Klimaschutz und verweist auf die Rückgewinnung von 80% der anfallenden CO2 Emissionen. Die 9.000 Tonnen CO2, die bei der EO Produktion in die Atmosphäre emittiert werden, finden allerdings keine Erwähnung. Zum Vergleich: 9.000 Tonnen CO2 jährlich entsprechen ca. 7.000 Niederkasseler Pendlern, die täglich mit Ihrem Auto nach Köln oder Bonn fahren. In der Realität ist die EO-Anlage alles andere als klimafreundlich und sehr nachteilig für die Klimabilanz Niederkassels. PCC verweist auf die Verwendung von EO als Vorprodukt für die Elektromobilität, auf Grund der Risiken gilt EO nach der Europäischen Chemie Agentur ECHA aber auch als zu ersetzender Stoff. Eine Investition in eine Anlage mit mehreren Jahrzehnten Laufzeit zur Herstellung eines Produktes, welches substituiert werden soll, ist weder innovativ noch nachhaltig. Unglaubwürdig erscheint auch das Versprechen der PCC, die Belange der Anwohner ernst zu nehmen und auf höchste technische Anforderungen zu setzen, dies zeigt ein Vergleich mit dem „Vorzeige“ Projekt der PCC zur Produktion von Silizium in Island, der bis heute größten Investition der Unternehmensgeschichte. Ähnlich wie bei der EO-Anlage in Lülsdorf, spricht PCC im Superlativ von einer der modernsten und umweltfreundlichsten Anlagen der Welt, von der Schaffung von 120 direkten Arbeitsplätzen sowie von der wirtschaftlichen Stärkung der Region. Die Realität lässt sich in der Isländischen Presse vielfältig nachlesen: Seit Beginn der Inbetriebnahme vor über 2 Jahren gab es fortlaufend massive technische Probleme und zahlreiche Störfälle, Abschaltmechanismen versagten und es gab massiv Probleme, die Anforderungen von Umweltbehörden einzuhalten. Das Werk war schon vor Corona in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, so dass beteiligte isländische Investoren kein Kapital mehr bereitstellen und bereits Abschreibung von mehreren Millionen tätigen mussten. Seit Sommer 2020 steht die Produktion für unbestimmte Zeit, und 80 von 130 Mitarbeitern wurden kurzfristig entlassen. Zudem wurden entgegen dem Versprechen, lokal Arbeitsplätze zu schaffen, zahlreiche Arbeitskräfte aus Osteuropa rekrutiert. Der offene Brief der PCC zeigt erneut die intransparente Aufklärungspolitik und bewusste Verschleierung von Tatsachen. PCC schreibt, auf einen offenen Dialog mit den Anwohnern Wert zu legen, zahlreiche Bürger berichten uns aber nach wir vor, dass Anfragen zum Projekt seit Monaten nicht beantwortet werden. So konnte und kann kein Vertrauen aufgebaut werden, eine große Mehrheit der Anwohnerschaft hat das erkannt , und die lokale Politik hat sich bereits einstimmig gegen die EO Anlage ausgesprochen. Um Verhältnisse wie bei PCC in Island oder gar eine Katastrophe mit Verletzten und Toten wie jüngst im spanischen Tarragona zu vermeiden, wird die Bürgerinitiative gegen Ethylenoxid weiterhin alle möglichen Schritte unternehmen, das EO Projekt in Lülsdorf zu verhindern. Jeder Interessierte kann uns gerne zum Beispiel mit einer Mitgliedschaft oder einer Spende unterstützen. Als eingetragener Verein sind Spenden steuerlich absetzbar. Weitere Informationen und ein Link zu unserer Online Petition unter www.eo-nein-danke.de Von Oliver Wegner Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserzuschriften sinnwarend zu kürzen. Anonyme Zuschriften werden nicht veröffentlicht. Es besteht kein Anspruch auf Abdruck Leserbrief


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