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MoZ Ausgabe 49/20 I Seite 10 aktuell ... denn wir sind von hier! Gefährdet die Ansiedlung der Firma PCC die Sicherheit der Bürger? Bürgerinitiative sieht Evonik in der Verantwortung Von Dieter Hombach Noch vor den Kommunalwahlen haben sich alle Niederkasseler Politiker, einschließlich des Bürgermeisters, gegen den Bau einer Anlage zur Herstellung von Ethylenoxid ausgesprochen. Die konzernleitende Holding der PCC-Gruppe mit Sitz in Duisburg hat extra zum Bau der Anlage die neue Tochterfirma PCC Integrated Chemistries GmbH gegründet. Schon kurz nach dem Bekanntwerden der Baupläne wehrten sich viele Bürger gegen eine Ansiedlung und gründeten eine Bürgerinitiative. Die Montagszeitung sprach mit den Vorsitzenden der BI, Klaus Schriever und Rüdiger Pietsch, über deren Recherchen, Initiativen und Sorgen im Zusammenhang mit dem geplanten Bau. MOZ: Was spricht gegen den Bau einer EO-Anlage auf dem Werksgelände der Evonik Industries in Lülsdorf? Pietsch: Die Gründe sind vielfältig, da der Stoff Ethylenoxid (EO) das Leben und die Gesundheit, nicht nur der Niederkasseler Bürger, sondern im 3 km Radius auch die Anwohner in Teilen Langels und auf der linken Rheinseite gefährdet. Ethylenoxid (kurz EO) ist ein hochentzündliches, krebserregendes und mutagenes (erbgut-veränderndes) Gas mit süsslichem Geruch. Das Fatale ist, den süßlichen Geruch nimmt man erst in einer bereits tödlichen Dosis wahr. Symptome einer Vergiftung sind Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit/Erbrechen. Mit zunehmender Dosis kommt es zu Zuckungen, Krämpfen und schlussendlich zum Koma.  Zudem handelt es sich bei der hochreinen EO Herstellung um ein Produktionsverfahren, das einen hochspezialisierten, fachkompetenten Umgang erfordert. Diese Erfahrung kann PCC nach unserer Kenntnis bisher nicht vorweisen. In den Hochglanzbroschüren des Unternehmens sind nur weiterverarbeitende Anlagen aufgeführt. Schriever: Unsere Ansicht basiert nicht nur auf eigenen Recherchen. „Eine wichtige Erwägung in der Herstellung von Ethylenoxid ist die extreme Reaktionsfähigkeit des EO Moleküls, welches in der Vergangenheit Klaus Schriever und Rüdiger Pietsch (v.l.), hier vor dem Vereinsheim des Bürgervereins für Lülsdorf-Ranzel, sorgen sich um die Sicherheit der Bürger links und rechts des Rheins zu zahlreichen schweren Industrieunglücken geführt hat.“ (Zitat aus einer Studie des Fraunhofer Institut im Auftrag der EU-Kommission). Auch eine Dokumentation des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages kommt zu dem Ergebnis, dass die Ansiedlung und Inbetriebnahme einer EO-Anlage ein hohes Gefährdungspotential darstellen. Immerhin ist EO ein Produkt, das sich explosionsartig zersetzen kann, auch bei der Abwesenheit von Luftsauerstoff. In einem Radius von 3 Kilometern um den geplanten Standort - das ist die im Rahmen der Umwelt-Verträglichkeits Prüfung zu betrachtende Fläche - liegen dicht besiedelte Wohngebiete mit 27 Kindergärten, sieben Schulen, drei Senioren- heimen und ein Krankenhaus. Bei einem EO-Explosionsunglück, wie dem in Tarragona Anfang 2020, das drei Menschenleben forderte, käme es hier zu einer wirklichen Katastrophe. Allein die Nähe zu den petrochemischen Werken in Wesseling könnte bei einem entsprechenden Störfall zu einem Industrieunglück ungekannten Ausmaßes mutieren. Unsere Besorgnis teilen inzwischen auch knapp 4000 Bürger, die sich online oder in Papierform auf einer Unterschriftenliste eingetragen haben und die Einstellung dieser Anlagenplanung befürworten. MOZ: Die Mitarbeiter der Evonik werfen Ihnen vor, ihre Arbeitsplätze vernichten zu wollen. Pietsch: Ich habe das schon oft zu hören bekommen. Das ist aber nicht durchdacht und eine geschickte Informationsstrategie der Evonik. Nicht wir verhindern hier Arbeitsplätze, sondern der Konzern. Hier wurde in den letzten Jahren nicht mehr investiert, sondern abgerissen, geschlossen und zurückgebaut. Eine hochmoderne Chlorgasproduktion mit Membrantechnologie wurde in Ibbenbüren gebaut und nicht hier am Standort. Da war der Konzernleitung schon lange bekannt, dass das Elektrolyseverfahren mit Quecksilber Elektroden in Lülsdorf 2027 definitiv beendet werden muss. Viel Zeit verstreicht seitdem ungenutzt. Anstatt sich um Über 40 Jahre Erfahrung Der Profi für Ihre Haustür Aluminium- und Kunststofffenster Haustüren Brand- und Rauchschutzelemente Glas- und Aluminiumfassaden Vordächer, Terrassendächer Wintergärten Tore und Torantriebe Schlosserarbeiten Markisen und Sonnenschutzanlagen Balkone und 53757 Sankt Augustin Balkonverglasungen Am Siemensbach 2-4 Tel. 02241.39798-0 Fax: 02241.39798-88 www.metallbau-eichwald.de Jetzt neu: Jeden 1. und 3. Samstag im Monat von 9.00 bis 12.30 Uhr geöffnet!


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