Page 16

Montagszeitung_KW4318

MoZ Ausgabe 43/18 I Seite 16 aktuell ... denn wir sind von hier! Von Dieter Hombach Die Wasserstände im Rhein sinken auf ein Rekordtief und an den Ufern des Stroms zeigen sich breite Steinlandschaften. Zwischen den Steinen liegt allerlei Unrat und im Schlick des Stroms stecken viele Dinge fest, die jetzt von Spaziergängern entdeckt werden. Das können im schlechtesten Fall Relikte aus dem Krieg sein, wie die Bomben und Munitionsfunde der letzten Tage zeigen oder aber auch mal Dutzende Fahrräder, die im Rhein entsorgt wurden. Neben all diesen Dingen, die bisher unter der Wasserlinie verborgen blieben, gibt es allerdings auch recht interessante Funde. So entdeckten Spaziergänger am Rheinufer unterhalb der Lülsdorfer Burg ein merkwürdiges Eisengestell. Es ragte halb aus dem Schlick und gab viele Rätsel auf. Die Finder stellten Fotos in Facebook und die Raterunde begann. Ein alter Pferdeschlitten, die Sitzfläche einer Hollywoodschaukel oder gar ein altes Badewannengestell ohne Wanne waren nur einige der Vermutungen. Nachdem das Fundstück von der Außenstelle des Wasserstraßen und Schifffahrtamt (WSA) in Mondorf geborgen und dort abgelegt wurde, kamen weitere Vermutungen in Richtung einer Lore auf. Endgültige Gewissheit gab es dann bei einem Gespräch mit einem ehemaligen Mitarbeiter der Lülsdorfer Feldmühle, der heutigen Evonik Industries. Erwin Holst, ehemaliger Meister in der Korundanlage bei der Lülsdorfer Feldmühle, erkannte die Lore auf einem Foto sofort. Holst, seit 1995 im Ruhestand, erinnerte sich noch sehr gut an die Zeit, als man die Lore mit der voll beladenen Wanne im Handbetrieb über die Schienen im Werk schieben musste. „Ich kam 1955 in die Feldmühle und da gab es die Loren schon. So eine Wanne war mit faustgroßen Korundsteinen gefüllt und wog rund 500 Kilogramm. Die Steine waren vorher schon mit einem Kreiselbrecher zerkleinert worden und wir schoben die Loren dann bis zu einem Aufzug. Dann ging es drei Stockwerke hinauf in den Siebturm der Korundschmelze,“ so Erwin Holst. Die Loren wurden dort ausgekippt und die Steine weiterverarbeitet. In einer Mahl -Straße zerkleinerte man das Material immer weiter bis in den Mikrometerbereich. Verwendet wurde das Endprodukt Korund dann zur Herstellung von Schleifpasten und im Werkzeugbereich wegen seiner großen Härte als Schleifmittel (Schleifpapier und Trennscheiben). Korund wird auch als Strahlmedium zum Sandstrahlen benutzt. Was mit der gefundenen Lore geschieht, ist noch nicht bekannt. q Rätselraten um Fundstück im Rhein Seltsames Gestell im Uferschlick Das Gestell der Lore lagert zurzeit beim WSA in Mondorf


Montagszeitung_KW4318
To see the actual publication please follow the link above