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MoZ Ausgabe 38/18 I Seite 60 familie ... denn wir sind von hier! Der Hospizverein Niederkassel betreut auch Sterbende im Hospiz St. Klara in Troisdorf Niederkassel besitzt kein eigenes stationäres Hospiz. (Hau) - Der ambulante Hospizverein betreut Schwerstkranke und Sterbende zu Hause oder im Pflegeheim. Wenn sie dort nicht mehr versorgt werden können, dann können sie ihre letzte Lebensphase in einem der 13 Gästezimmer des Hospizes St. Klara in der Nachbarstadt Troisdorf verbringen. Dort kümmern sich unter anderem 18 hauptamtliche Pflegekräfte um sie – und 20 Ehrenamtliche. Ohne Ehrenamtliche geht es nämlich auch im Hospiz St. Klara nicht. Seit der Eröffnung Anfang 2017 entsendet der Hospizverein Niederkassel im Rahmen einer Kooperation fünf ausgebildete Sterbebegleiter ins Hospiz, vier Frauen und einen Mann. Ähnlich wie im ambulanten Dienst unterstützen unsere Ehrenamtlichen die Gäste des Hospizes mit kleinen Handreichungen und bei Einkäufen, doch vor allem nehmen sie sich Zeit und spenden sie den Erkrankten und ihren Angehörigen mitmenschliche Zuwendung. So zum Beispiel Günter Doclot. Leider noch nicht so häufig anzutreffen: ein Mann als Sterbebegleiter – Günter Doclot Der Mondorfer, Jahrgang 1958, war zuvor bereits als ehrenamtlicher Helfer in der ambulanten Lebens- und Sterbebegleitung im Niederkasseler Hospizverein tätig. Drei Jahrzehnte war Doclot Unternehmer, betrieb unter anderem ein Autohaus. Später war er im Vertrieb tätig und dort auch Ausbilder. Inzwischen ist er aus gesundheitlichen Gründen Rentner und suchte eine neue ehrenamtliche Aufgabe. Männer als Ehrenamtler sind in der Sterbebegleitung leider noch immer selten anzutreffen. Warum Günter Doclot sich dafür entschieden hat? Hier seine Antwort: „Vor acht Jahren hatte ich einen Burnout und musste mein Leben neu organisieren. Damals fragte ich mich: Was könntest Du tun, um Deinem Leben einen Sinn zu geben? Zunächst habe ich in Niederkassel bei der „Tafel“ eine Zeitlang ehrenamtlich Essen verteilt. Dann wurde mir empfohlen, mir den Niederkasseler Hospizverein anzuschauen. 2012 habe ich einen Befähigungskurs absolviert und bin seitdem als ehrenamtlicher Helfer in der ambulanten Hospizarbeit für Schwerstkranke und deren Angehörige aktiv. Bis zum Schluss bin ich helfend dabei. 2017 hat mich mein Niederkasseler Hospizverein für die stationäre Arbeit mit den Gästen in Troisdorf abgestellt. Normalerweise arbeite ich samstags und sonntags sowie bei Bedarf im Hospiz St. Klara.  Warum ich ehrenamtlich in der Lebens- und Sterbebegleitung aktiv bin? Sterben wird in unserer Gesellschaft vielfach verdrängt. Menschen dürfen sich aber in dieser Lebensphase nicht alleingelassen fühlen. Ich nehme den Tod im Leben bewusst wahr. Es macht mir Freude, dass meine Arbeit ankommt und für die Menschen wichtig ist. Wie kann ich helfen? Ich habe in meinem Leben selbst Krisen überwunden und kann diese Erfahrung in Gesprächen einbringen. Viele Betroffene und deren Angehörige wollen oft noch zu Lebzeiten alte Konflikte klären und damit abschließen. Es macht mir Freude, dabei helfen zu können. Wer in diesem Hospiz lebt, ist an einem Ort, wo niemand mehr sich selbst oder anderen etwas vormachen muss. Ich habe in meiner Arbeit Menschen mit sehr großer Charakterstärke erlebt, die im Sterben mit sich und ihren Angehörigen im Reinen waren. Ich habe auch sehr rührende Momente in Erinnerung, in denen wir mit einer kleinen Geste große Freude schenken konnten. Die Freude an meinem Ehrenamt wiegt die durchaus damit verbundenen emotionalen Belastungen mehr als auf. Ich habe allerdings eine persönliche Grenze: Kinderhospizarbeit könnte ich nicht machen. Das würde ich mental nicht aushalten.“ Am 10. Januar 2019 beginnt in Niederkassel ein neuer Befähigungskurs für die Sterbebegleitung. Interessentinnen -und hoffentlich auch Interessenten – können sich montags bis mittwochs von 9-11 im Büro des Hospizvereins Niederkassel (Nießengasse 9-11, gegenüber dem Altenheim St. Elisabeth) oder telefonisch – auch außerhalb dieser Zeiten – unter der Nummer 02208 / 921 14 49 informieren. q Die vertrauliche Geburt als Alternative zur anonymen Form der Kindsabgabe. Das bereits im 1. Mai 2014 in Kraft getretene Gesetz gilt zum Schutz von Neugeborenen und zur Hilfe für Frauen in ungeplanten Schwangerschaften. Das Hilfetelefon “Schwangere in Not” ist rund um die Uhr, kostenfrei, vertraulich, sicher, in 18 Sprachen Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) erreichbar: „Schwangere in Not“ Telefon: 0800 / 40 40 020.


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