Page 16

Montagszeitung_KW2720

MoZ Ausgabe 27/20 I Seite 16 aktuell ... denn wir sind von hier! Mehr Rücksichtnahme beim Radfahren durch die Felder (Bö) - Fahrradfahren ist inzwischen eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen geworden, auch in Niederkassel. Gerade unsere Heimat lädt mit ihrem weitverzweigten Wegesystem und der idealen Topographie zu ausgedehnten Radtouren ein:  Am Rhein entlang auf dem Deich, auf den Radwegen zwischen den Stadtteilen oder aber auf den bestens unterhaltenen Feldwegen durch die Landschaft, es gibt viele Wege zwischen Bonn und Köln, welche sich bestens zum „Radeln“ eignen. „Wir freuen uns, dass immer mehr Niederkasseler auf das Fahrrad umsteigen und so etwas für Ihre Gesundheit und das Klima tun!“ so Niederkassels Bürgermeister Stephan Vehreschild. „Allerdings führt der stärkere Verkehr auch zu Problemen zwischen den Nutzern dieser Wege, insbesondere zwischen Spaziergängern, Radfahrern und Landwirten“, ergänzt Dr. Arndt Lagemann, Mobilitätsmanager in Niederkassels Rathaus. Verwaltung, Politik und der ADFC haben sich dieses Themas in der 16. Sitzung des „Arbeitskreises nachhaltige Mobilität“ der Stadt Niederkassel angenommen und gemeinsam mit Peter Capellmann, Landwirt aus Stockem beraten. Der Experte berichtete über die Entstehung der heutigen Feldwege vor ca. 80 Jahren. Damals mussten die Eigentümer die für den Feldwegebau erforderlichen Grundstücke von Ihren Ackerflächen abtreten, den Bau finanzieren und bis heute die Unterhaltung durchführen. Der Sinn des Feldwegebaus war, die Versorgung der Bevölkerung mit regionalen, lokal erzeugten Produkten sicherzustellen. „Das Thema ist heute also aktueller denn je, denn wir wollen ja alle wissen, woher unsere Lebensmittel kommen“, so Dano Himmelrath, Vorsitzender des Umwelt-, Verkehrs und Planungsausschusses. In der allgemeinen Wahrnehmung werden die Wirtschaftswege als Fahrrad- oder Spazierwege angesehen. Ihr Hauptzweck ist jedoch die Erschließung der Felder für die Fahrzeuge und Maschinen der Landwirtschaft. Dies hat z.B. auch zur Folge, dass sie für schwere Lasten ausgelegt werden müssen und es nicht reicht, sie „nur“ als Fahrradweg herzustellen. Wir freuen uns, dass die Bürgerinnen und Bürger die Natur zur Erholung nutzen, aber leider geraten dabei besonders Radfahrer und Landwirte immer wieder aneinander, wusste Capellmann zu berichten. Die Grundstücksbreite der Feldwege beträgt in der Regel 4 bis 4,5 m, davon sind noch der rechte und linke Wegesrand (Bankett) mit jeweils ca. 75 cm abzuziehen, sodass nur ca. 3 m befestigte Fahrbahn, geschottert oder asphaltiert, für die Trecker und landwirtschaftliche Fahrzeuge nutzbar sind. Wie breit darf denn eigentlich ein Trecker oder eine „selbstfahrende Arbeitsmaschine“ sein, erfragte daraufhin der Arbeitskreis und zeigte sich sehr überrascht, dass Trecker 2,55 m breit sein dürfen, Arbeitsmaschinen jedoch 3,0 m und mit Genehmigung sogar 3,5 m oder 4 m. Damit sind Konflikte zwischen landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Radfahrern bzw. Fußgängern bei Begegnungen auf den schmalen Feldwegen zwangsläufig vorprogrammiert. Die Trecker können auch nicht einfach ausweichen. Moderne landwirtschaftliche Gespanne bestehen in der Erntezeit entweder aus einem großen Trecker mit 2 Anhängern oder es sind große Sattelschlepper, mit denen die Ernte gleich über die Autobahn abtransportiert wird. Auf jeden Fall sind die Fahrzeuge bis zu 40 Tonnen schwer und wenn diese Gespanne beim Ausweichen auf das weichere Bankett abrutschen und ins Feld umstürzen, entsteht ein immenser Sachsachaden, den es zu vermeiden gilt, so Capellmann. Dr. Peter Lorscheid vom ADFC unterstrich, dass es im Interesse aller, sowohl Radfahrer als auch Landwirten sei, in einem freundlichen und verantwortungsvollen Umgang miteinander die vorhandenen Wege zu nutzen und gegenseitig Rücksicht zu nehmen: „Hier ist es sicher einfacher, als Radfahrer anzuhalten und den Trecker passieren zu lassen als nachher den Trecker aus dem Acker zu ziehen“. „Gerade in Corona-Zeiten zeigt sich, wie wichtig unsere geplanten Rad-Pendler-Routen zwischen Köln, Niederkassel und Bonn sind, die dem Radverkehr exklusiv zur Verfügung stehen werden und so das Radfahren sicher und bequem machen“, so Stephan Vehreschild. Für das kommende Jahr plant der AK Nachhaltige Mobilität gemeinsam mit „drüber&drunter“, dem Arbeitskreis Ackerbau und Wasser im Langeler Bogen e.V., der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Boden (das DRÜBER) und das darunter fließende Grundwassers (DRUNTER) zu schützen sowie den Landwirten vor Ort eine gemeinsame Fahrradexkursion um das gegenseitige Verständnis zu vertiefen. q


Montagszeitung_KW2720
To see the actual publication please follow the link above