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MoZ Ausgabe 13/20 I Seite 32 aktuell ... denn wir sind von hier! Leserbrief Thema: Aufruf an die im Rat der Stadt Niederkassel vertretenen Parteien, den Bürgermeister und alle Mitglieder des Rates die Planung zur Entwicklung einer Ethylenoxidproduktion durch PCC auf dem Gelände der EVONIK Industrie in Niederkassel zu stoppen. Mit großer Sorge verfolgen Bürgerinnen und Bürger der Stadtteile Lülsdorf, Ranzel und Niederkassel die Bestrebungen der Evonik Industries zur Ausweitung der Chemieproduktion durch das Unternehmen PCC am Standort Lülsdorf. Das Vorhaben, mit Ethylenoxid einen hochgiftigen, hochexplosiven und waffenfähigen Stoff in einer der dicht besiedelten Regionen Europas herzustellen und zu transportieren ist nicht zu verantworten. Es mag sein, dass eine bauordnungsrechtliche und eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung für die Herstellung von Ethylenoxid am Standort Lülsdorf rechtlich denkbar ist. Das impliziert jedoch nicht, dass die Ansiedlung eines weiteren Störfallbetriebes eine wünschenswerte Entwicklung für unsere Stadt bedeutet. Vielmehr ist es die Aufgabe von Politik, Verwaltung und Bürgerschaft gemeinsam nach der besten Entwicklung der Stadt zu streben. Niederkassel ist in den letzten Jahren eine aufblühende Stadt geworden. Es wurden richtige Weichen gestellt, die den Zuzug förderten. Nun blickt man leider wieder zurück auf Zeiten, in denen damals die Dörfer durch Ansiedlung chemischer Industrie einen ökonomischen Aufschwung erhalten sollten, die Ökologie aber noch keine Rolle spielte. Aber ist das heute noch der richtige Weg, mit fragwürdigen Dopingstoffen ein vitales Leben zu erhoffen? Die rückwärtsgewandte Perspektive mit dem Argument, der Standort der Evonik bestehe seit 100 Jahren, ist verfehlt. Stattdessen gilt es, die Zukunft unserer Stadt neu zu gestalten, lukrative und klimaneutrale Wege in der Wertschöpfungskette zu finden. Derzeit besteht für die Chemie-Ansiedlungsflächen auf dem Gelände der EVONIK Industries kein Bebauungsplan, der eine geordnete städtebauliche Entwicklung im Sinne der Stadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern sichert. Die Entscheidungen über die Entwicklung der Stadt, über die Gesundheit und die Sorgen der Niederkasseler Anwohner/ innen, werden damit von anderen, nur dem Profit unterworfenen Gesichtspunkten getroffen. Hier wird über die Köpfe der Menschen entschieden unter welcher Belastung sie zukünftig zu leben haben. Es gehört Mut und Entschlossenheit dazu dem entgegen zu treten. Für die Bürger sich einzusetzen und sich nicht Ungewolltes über den Kopf stülpen zu lassen. Europaweit erlitten 5 von 12 EO-Anlagen Störfälle. Das ist fast jede zweite Produktionsstätte. Wer kann technisches oder menschliches Versagen ausschließen? Ist es nur eine Frage der Zeit, wann sich Niederkassel einreiht? Wer besitzt dann noch die Haltung und sagt: " Ich übernehme die Verantwortung, ich habe damals mit Ja gestimmt"? Wirtschaftliche Interessen können nicht ausschließlich im Vordergrund stehen und gesundheitliche Risiken für die Bevölkerung ausblenden, zumal extern gesteuert. Es gilt auch der Fürsorgepflicht nachzukommen. Daher sollte die Stadtverwaltung mit Unterstützung durch die Ratsfraktionen alles Erdenkliche tun, um diesen Irrsinn zu stoppen. Die Coronakrise zwingt uns zum Innehalten, vielleicht gerade jetzt eine gute Gelegenheit die Konsequenzen des Handelns zu überdenken und das Für und Wider abzuwägen. Es wäre ein starkes Signal an die Bezirksregierung in Köln ein klares NEIN auszusprechen. Der Rat der Stadt Niederkassel, die vertretenen Parteien, der Bürgermeister und die Mitglieder des Rates sind aufgerufen, die Entscheidung über die Zulässigkeit von Betrieben auf dem EVONIK Gelände wieder selber in die Hand zu nehmen. Die Stadt muss einen Bebauungsplan aufstellen, der die Entwicklung der bestehenden Störfallbetriebe auf dem Gelände EVONIK regelt und beschränkt. Die Hintertür nach Paragraf 34 des Baugesetzbuches ist zu schließen. Es kann und darf nicht sein, dass durch die Ansiedlung dieser hochgiftigen Ethylenoxidherstellung einfach Fakten geschaffen werden. Mittels Aufstellungsbeschluss ist eine Veränderungssperre dringend erforderlich und zu vollziehen! Alle baurechtlichen Maßnahmen, die der Verhinderung dienen, müssen geprüft und ausgeschöpft werden Sollte die Anlage tatsächlich gebaut werden, ist von den Verantwortlichen die Frage zu beantworten: Gilt der Norden von Niederkassel zukünftig noch als ein lukrativer Zuzugsort mit städtebaulichen Entwicklungspotential? gez. Nadine Breuer für den Bürgerverein Lülsdorf und Ranzel e.V. Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserzuschriften sinnwarend zu kürzen. Anonyme Zuschriften werden nicht veröffentlicht. Es besteht kein Anspruch auf Abdruck


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